BÉTON BRUT & BRUITS

BÉTON BRUT & BRUITS ist eine Konzertreihe zu und in brutalistischer Architektur. An den vier Terminen ist Musik für Schlagzeug, Player Piano, Posaunen Quartett und Ensemble zu hören, die auf klare Konstruktion und Schallhärte abzielt und das verwendete Material wertschätzt, so wie sie es vorfindet. Zu den Orten des Geschehens werden so vielfältige Bezüge entstehen.

Ein Beitrag von Alexander Kleinschrodt „BÉTON BRUT & BRUITS“ weiterlesen

Umgang mit dem Bauerbe – die Diskussion um den Ebertplatz

„Können wir nicht vermitteln, dass der Denkmalstatus keine Bedrohung ist für Entwicklung und moderne Nutzung? Täglich hören wir im Radio „den besten Mix“. Also, warum nicht auch in unserer Stadt dieses Rezept: Das Beste aus den 1960er, 70er und 80er Jahren und die größten Hits von heute. Das wäre auch für die Architekturdebatte das richtige Maß! Dass die Debatten neben den persönlichen Geschmäckern meist auch vom konkreten Pflege- oder eben Verwahrlosungszustand vieler Anlagen geprägt sind, ist ja lange bekannt. Auch dem könnte man entspannt begegnen: „Putzen und Benutzen“ – das ist das Motto der Werkstatt Baukultur Bonn, und es gilt überall.“

In seinem Vortrag in der Jahresreihe des Architektur Forum Rheinland hat Dr. Martin Bredenbeck am 4.6.2018 mit klugen Worten eine Haltung zur Thematik „Ebertplatz“ kundgetan, die auch der Arbeitskreis Nachkriegsmoderne im Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege teilt. Auf den aktuellen Seiten von moderneRegional lest Ihr seine vollständigen Einlassungen dazu. Als der Arbeitskreis, der aus der Initiative Brutalismus im Rheinland hervorgegangen ist, im RVDL entstand, ging es allen Beteiligten vor allem darum: eine Wahrnehmung des baukulturellen Erbes aus der Zeit der 60er, 70er und 80er Jahre zu befördern, die nicht von persönlichem Geschmack oder sonstigen Stereotypen geprägt ist. Aus unserer Sicht geriet gerade die brutalistische Architektur in Gefahr, einer vorgefertigten Meinung zum Opfer zu fallen. „Umgang mit dem Bauerbe – die Diskussion um den Ebertplatz“ weiterlesen

Der Kölner Ebertplatz zwischen Abriss und Erhaltung

Es gibt in Köln aktuell wohl keinen Platz, der so umstritten ist wie der Ebertplatz. Insbesondere seitdem im Oktober 2017 eine Messerstecherei am Ebertplatz tödlich endete, sind die Diskussionen um den Platz nicht mehr zur Ruhe gekommen. Er gilt als „Problemplatz“. In den Debatten um den Platz wird seither sowohl die örtliche Drogenszene als auch die brutalistische Architektur der Anlage problematisiert. Oft vermischen sich Ressentiments gegen Drogensüchtige und Obdachlose mit einer Ablehnung der brutalistischen Gestaltung des Platzes. Die Verschränkung von „schmutziger Architektur“ und „schmutzigen Milieus“ lässt sich in Bezug auf die Kritik des Platzes als gängiger Topos beschreiben. Dass es sich im Falle des Ebertplatzes nicht um einen „Unort“ (Kölnische Rundschau) sondern um ein gelungenes Beispiel brutalistischer Architektur handelt, soll im Folgenden kurz erörtert werden. „Der Kölner Ebertplatz zwischen Abriss und Erhaltung“ weiterlesen

Deja Vu – eine Ausstellung im LABOR Ebertplatz

Die Betonfassade der Kunsthalle, einst entworfen von Ernst Wille, galt vielen als nicht mehr zeitgemäß. Ebenso gehört das Jammern über die Hässlichkeit des Ebertplatzes zum Kölner Selbstverständnis. Doch was, wenn alle sperrigen Betonbauten der 50er bis 70er Jahre verschwinden? Wo bleibt neben dem Respekt vor lebendigen Räumen der Kunst das historische Bewusstsein für die manchmal sperrige Betonarchitektur?

Mit diesen Worten endet der Pressetext zur aktuellen Ausstellung im LABOR Ebertplatz. Dort zeigt der Kölner Künstler Ion Willaschek die letzte Ausstellung – wirklich, die allerletzte – die in der Josef-Haubrich-Kunsthalle stattgefunden hat. In einer Guerilla-Aktion waren dort Willaschek und zwei weitere junge Künstler auf die Baustelle gestiegen und hatten ihre Werke gehängt. Mitten in den Abriss der Kunsthalle, die an diesem Ort seit 1967 Geschichte geschrieben hatte. Geplant als Ausstellungsort für die Kölner Kultur war sie in einer Zeit entstanden, als Köln der Nabel der Kunstwelt war. Die Identifikation der Kunstszene mit dem später in Josef-Haubrich-Kunsthalle umbenannten Gebäude war groß. Man schätzte diesen unabhängigen Ausstellungsort und es kam zu einer großen Protestaktion, als der Abriss beschlossen wurde. Das Loch – so nannte sich ein Verein, die sich nach den ersten Protesten der Initiative Haubrich-Forum ( KünstlerInnen wie Rosemarie Trockel oder Marcel Odenbach engagierten sich damals lautstark) formierte. Es ist schon erstaunlich, wie sich jetzt die Ereignisse wiederholen. „Deja Vu – eine Ausstellung im LABOR Ebertplatz“ weiterlesen

Mit den Riesen auf Augenhöhe – das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum der TH Köln

Mit den Riesen auf Augenhöhe“ ist ein tolles Format, das zehn Großbauten der 1960er und 1970er Jahre in Nordrhein-Westfalen porträtiert. Viele dieser Bauten standen in den vergangenen Jahren sehr in der öffentlichen Diskussion und waren bzw. sind vom Abriss bedroht. „Mit den Riesen auf Augenhöhe – das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum der TH Köln“ weiterlesen

Führung zum Tag des offenen Denkmals in Köln

Wir sind ausgebucht!

 

 

 

Wir veranstalten einen Rundgang zum Tag des offenen Denkmals.

Samstag, 9.9., 15 Uhr

Von Innen heraus gedacht – Rolf Gutbrods brutalistische Bauten an der Universität

Treffpunkt: Albertus-Magnus-Platz, 50931 Köln

Das Hörsaalgebäude und die Universitäts- und Stadtbibliothek der Universität zu Köln wurden von Rolf Gutbrod in den Jahren 1964 bis 1967 erbaut. Gemeinsam mit einem künstlerisch bearbeiteten Umfeld bilden sie ein Universitäts-Forum ganz im Geiste der Gestaltungsideen der Nachkriegsmoderne.

Der Zustand der Bauten und ihrer Umgebung macht die ursprüngliche Konzeption heute schwer lesbar. Wir möchten mit allen Teilnehmenden die Details neu entdecken. Und laden ein, mit uns über die Architektur zu sprechen und über die Besonderheiten der Gestaltung mit Beton und Fragen des Denkmalschutzes zu diskutieren. Nachdem wir im letzten Jahr nur kurz Station bei den Gutbrod-Bauten machen konnten, wollen wir ihnen nun mehr Aufmerksamkeit widmen. Auch die besondere Gestaltung der Plätze zwischen den Gebäuden soll bei unserem Rundgang Thema sein. Insbesondere die Arbeit von Jürgen Hans Grümmer lohnt das genaue Hinsehen.

 

Wer mitkommen möchte, schreibt uns bitte unbedingt eine E-Mail.

Die Betonbauten des Brutalismus sind schön

von Barnabas Calder

Jeder erkennt brutalistische Architektur – die wuchtigen Betongebäude, die während der 1960er und 1970er Jahre ihre graue Masse in das Herz fast jeder Stadt auf der Welt kübelten. Sie wirken heute oft vernachlässigt: gezeichnet von Regen und Schmutz, unbarmherzig grau und ohne die hübsche oder humane Anmutung älterer Architektur. Der brutalistische Beton fristet häufig sein unglamouröses Dasein als Straßeninfrastruktur, als veraltetes Einkaufszentrum mit heruntergekommenen Geschäften oder, im besten Fall, an vielen Universitäten und Schulen als Unterrichtsgebäude von schäbiger Alltäglichkeit. „Die Betonbauten des Brutalismus sind schön“ weiterlesen

Gottfried Böhm: Rathaus Bensberg, 1963–1969

von Julia Zinnbauer

Geheime Forschungsstationen auf den vereisten Gipfeln der Alpen, die nur mit dem Helikopter zu erreichen sind, eine Villa aus gewölbtem Beton, in deren Pool man das Gefühl hat, dass der Beckenrand nahtlos mit dem gebirgigen Horizont jenseits der dürren kalifornischen Wüste abschließt, ein polypenartiges Meeresschloss aus Stahl, das man bei Bedarf im Ozean versenken kann – all das sind Architekturen, die man üblicherweise mit James-Bond-Filmen verbindet. Gemein ist diesen Bauten, neben ihrer exponierten Lage, immer, dass sich etwas absolut Neues, technisch Wirkendes mit dem Urigen, Alten, Authentischen verbindet, mit dem Meer, dem Wüstenkarst, dem ewigen Eis und Schnee, den gewaltigen Felsmassiven. Das Erhabene ist deutlich zu spüren. „Gottfried Böhm: Rathaus Bensberg, 1963–1969“ weiterlesen

Gottfried Böhm: Landesbetrieb Information und Technik NRW, Düsseldorf 1972-76

[vc_row][vc_column][vc_single_image image=“35862″ img_size=“full“ add_caption=“yes“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]von Julia Zinnbauer

Landesbetrieb Information und Technik NRW – das klingt weder nach Abenteuer noch nach Aufregung. Auch die Gegend entlang der Roßstraße, in der sich das Statistische Landesamt befindet, wirkt auf den ersten Blick eher sachlich und nüchtern. Das Finanzamt Nord befindet sich dort beispielsweise und gesellt sich zu verschiedenen Bürogebäuden und gepflegten Mehrfamilienhäusern.

Inmitten dieses ordentlichen Idylls sieht es jedoch aus, als habe sich knirschend und krachend die Erde geöffnet und eine riesige rostige Maschine sei aus dem Boden geschossen, installiert von einer fremden Macht, um von dort aus den gesamten Planeten zu übernehmen. Weit ragt das rostige Monument über die umliegenden Gebäude hinaus und wirkt in seiner strengen Form, seinen stufenförmig ansteigenden unteren Geschossen und seinen auf der Außenhaut liegenden Lüftungsrohren und Treppen ausgesprochen brachial und technisch. Noch geheimnisvoller erscheint die Konstruktion zusätzlich dadurch, dass sie nur über eine Brücke zu erreichen ist. Es handelt sich dabei um das sechzehngeschossige Gebäude von Gottfried Böhm für das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 1972–76, heute Landesbetrieb Information und Technik genannt.

Gottfried Böhm ist vor allem für seine skulpturalen Betonbauten aus den Sechzigerjahren bekannt, die oft einen Bezug zwischen dem Bestehenden und dem Neuen, Zukunftsweisenden herstellen. In Velbert Neviges ragt inmitten der dicht gedrängten Fachwerkhäuser des kleinen Ortes die riesige, scharfkantige Betonform des Mariendoms auf, in Bonn Bad Godesberg, Rheinberg und Bensberg gehen dagegen historisches Mauerwerk und moderne Betonformen nahtlos ineinander über. Im Fall des Statistischen Landesamts schafft Böhm einerseits durch die monumentale Form einen Kontrast zur Umgebung, andererseits aber auch durch die großflächige Verwendung von COR-TEN-Stahl, der für den rostig-oxydierten Look der Fassade verantwortlich ist.

Wie in Velbert Neviges (http://myscissorella.blogspot.de/2013/07/gottfried-bohm-maria-konigin-des.html), wo der Pilger durch eine Platanenallee zur Wallfahrtskirche emporsteigt, setzt Böhm auch in Düsseldorf Platanen ein, allerdings wachsen die Bäume auf der tiefer gelegenen Ebene, auf der das Gebäude steht. Auf diese Weise befindet sich das Statistische Landesamt inmitten eines Meeres aus Baumkronen, das man nur über eine schmale Brücke überqueren kann.

Gottfried Böhms Verwaltungsgebäude zeigt, dass man gerade besonders sachlich-rationalen Themen wie dem Zählen, Ordnen, Katalogisieren und dem Auswerten von Statistiken mit äußerster Phantasie entgegentreten kann und sollte.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Dieser Artikel erschien zuerst am 27.02.2015 auf scissorella.de Alle Bilder ©Julia Zinnbauer[/vc_column_text][vc_text_separator title=“Medien“ i_icon_fontawesome=“fa fa-camera-retro“ i_color=“grey“ add_icon=“true“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_media_grid grid_id=“vc_gid:1489540160737-22422de2-1e07-6″ include=“35861,35860,35859,35858,35863,35862″][/vc_column][/vc_row]

Arne Jacobsen: Das Mainzer Rathaus (1974)

[vc_row][vc_column][vc_single_image image=“35866″ img_size=“full“ add_caption=“yes“][/vc_column][/vc_row][vc_row margin_top=“30″ margin_bottom=“5″][vc_column][vc_column_text]von Julia Zinnbauer[/vc_column_text][vc_column_text]

Das Mainzer Rathaus ist ein Gesamtkunstwerk

[/vc_column_text][vc_column_text]Seit Jahren diskutiert man, ob man das Mainzer Rathaus nicht einfach abreißen soll. Zum vierzigsten Geburtstag des Gebäudes von Arne Jacobsen und Otto Weitling fand nun im Foyer des Hauses eine Ausstellung statt, die einmal die gesamte Entstehungsgeschichte aufrollte und das groß angelegte Konzept hinter dem Entwurf der beiden Architekten erklärte. Dabei wurde vor allem eines ganz deutlich: das Mainzer Rathaus ist ein Gesamtkunstwerk.

In kaum einem anderen Medium entlädt sich die Wut des ansonsten meist friedfertig-toleranten Bürgers so ungebremst, wie im Kommentarbereich von Architekturberichten. Die Online-Versionen seriöser Tageszeitungen bieten die Möglichkeit, einmal all das herauszulassen, was sich über Jahre hinweg in Form von Missmut und sorgsam gezügeltem Zerstörungswillen angesammelt hat. Worte wie „Bausünde“ und „Bunker“ werden immer und immer wieder vorgebracht, wenn es um modernes Bauen geht. Man fragt sich, wie die Moderne mitsamt ihrer Architektur an den offensichtlich auch nicht mehr so ganz jungen Schreibern komplett vorbei gehen konnte, ohne von ihnen jemals als Idee zur Kenntnis genommen zu werden.[/vc_column_text][vc_column_text]

Es ist schlichtweg ignorant, den Gebäudekomplex auf den Begriff des „vergitterten Bunkers“ zu reduzieren

[/vc_column_text][vc_column_text]Ein Objekt, das aufgrund seiner Strenge und Monumentalität ganz besonders in Ungnade gefallen ist, ist das Mainzer Rathaus. Das Gebäude, das in der Silvesternacht 1973/74 eingeweiht wurde, bietet alles, um gleichermaßen geliebt und gehasst zu werden. Der für die Schönheit, Eleganz und Funktionalität seiner Entwürfe bekannte Arne Jacobsen hat in Mainz ein so groß angelegtes Gesamtkonzept umgesetzt, dass es schlichtweg ignorant ist, den Gebäudekomplex auf den Begriff des „vergitterten Bunkers“ zu reduzieren (wie in der WELT (http://www.welt.de/kultur/kunst-und-architektur/article111925242/50-Millionen-um-ein-haessliches-Rathaus-zu-retten.html)). In seiner Doppelfunktion als Architekt und Designer entwarf Arne Jacobsen ein Gesamtkunstwerk, das in seiner Vielschichtigkeit vom Türschild bis zum städtebaulichen Gesamtkonzept reicht.

Aus der Altstadt mit ihren historischen Gebäuden und verwinkelten Straßen gelangt man über eine Brücke, die von einem Uhrenturm bewacht wird, auf den großen freien Platz vor dem Rathaus. Von dort aus sieht man, wenn man sich um seine eigene Achse dreht, den Rhein, eine Brücke, das Rathaus mit seinen gitterartigen Sonnenblenden, den Dom, das Kongresszentrum und wieder den Rhein. Jacobsen war es wichtig, dass das Rathaus einer Stadt, die an einem Fluss entstanden ist, sich auch direkt an diesem Fluss befindet. Die diagonal verlaufende Fassade des Gebäudes und die riesige Fläche davor sah er als große Geste, die auf den Rhein als Ausgangspunkt der Besiedelung hinweist. Einen zusätzlichen Rhythmus erhält die Fläche durch die vier großen, auf Stahlträger montierten Lampen, die, so Jacobsen, Bäume repräsentieren.[/vc_column_text][vc_column_text]

Wem Arne Jacobsens anspielungsreiche Bildsprache nicht gefällt, der denkt in groben Rastern

[/vc_column_text][vc_column_text]Kritisiert wurde an Jacobsens Gebäude von Anfang an dessen monumentale Form in Verbindung mit den riesigen Gittern vor den Fenstern. Und auch den Eingang hatte man sich irgendwie repräsentativer vorgestellt. Tatsächlich war es Jacobsen bei all seinen Entwürfen immer ein Anliegen, einen Bezug zur Natur herzustellen. Die Fassade des Mainzer Rathauses sollte entgegen der weit verbreiteten Meinung, der Bau gleiche einem vergitterten Bunker, etwas absolut Lebendiges sein, das sich unablässig ändert und immer neue Lichtreflexe und Schattenkonstellationen produziert, je nach Atmosphäre, Tages- und Jahreszeit. Durch die Sonnenblenden war es möglich, das Fensterglas ungetönt zu belassen, so dass man vom Innenraum aus das gesamte Stadt- und Naturpanorama ungetrübt betrachten kann. Zudem sollten die eloxierten Metallelemente durch ihre Proportionen in Beziehung zu den umliegenden Gebäuden treten und selbst so aussehen, wie abstrahierte Stadthäuser, die auf einen weißen Grund aus Naturstein gezeichnet wurden. Der niedrige Eingang zum Rathaus sollte schlicht eine Form von Understatement darstellen. Im Rathausinnern wandert der Blick zunächst nach oben, wohin zwei türkisfarbene, röhrenförmige Aufzüge führen. Geht man weiter geradeaus, erreicht man verschiedene Ausstellungsräume und den kreisrunden Ratssaal, der sich, wie man von außen deutlich erkennt, vom Rest des Gebäudes absetzt.

Jacobsen, zu dessen bekanntesten Entwürfen heute, neben dem legendären SAS Hotel in Kopenhagen, die Stuhl-Linie 7 mitsamt der „Ameise“ gehört, stattete auch das Mainzer Rathaus mit Möbeln und Lampen aus. Zwar hat man für die Ausstellung noch einmal etliche der typischen, filigran wirkenden Stühle mit ihren geschwungenen Lehnen und Beinen im Rathaus versammelt, wie im SAS Hotel ist aber auch dort nicht mehr die ursprüngliche Originalausstattung vorhanden. Tatsächlich wurden vor einigen Jahren viele der Mainzer Möbel versteigert, um mit dem Erlös die verbleibenden Stücke zu restaurieren.

Was bei einem Gang durch das Gebäude auffällt, ist die immer wieder auftretende Kreisform. Das reicht von einem kreisrunden Lichteinlass in der Decke des Ratsaals über die Anordnung der Sitze, die sich dort um einen Stadtplan-Teppich gruppieren, über die Lampenschienen in den Ausstellungsräumen und die Positionierung der cognacfarbenen Sitzbänke, über die im Innern mit Messing verkleideten Aufzüge bis nach außen zu der Brunnenanlage und dem Uhrenturm. Dort nämlich, wo der Besucher gleichermaßen begrüßt und verabschiedet wird, bilden die roten Zeiger der Uhren auf dem hellen Steinuntergrund im Verlauf einer Stunde das Mainzer Stadtwappen nach, das rot-weiße Rad.

Abschließend bleibt zu sagen: wem Arne Jacobsens anspielungsreiche Bildsprache nicht gefällt, der entlarvt sich als jemand, der in groben Rastern denkt. Und tatsächlich scheint man mittlerweile von einem Abriss abzusehen und stattdessen eine Sanierung zu planen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Dieser Artikel erschien zuerst am 01.12.2014 auf scissorella.de Alle Bilder ©Julia Zinnbauer[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_text_separator title=“Medien“ i_icon_fontawesome=“fa fa-camera-retro“ i_color=“grey“ add_icon=“true“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_media_grid grid_id=“vc_gid:1489540258365-39479998-dcfc-5″ include=“35869,35868,35866,35865,35864,35867″][/vc_column][/vc_row]