Über die Initiative Brutalismus im Rheinland

Wer wir sind. Was wir tun.

Das Rheinland ist ein weltweit einmaliges Zentrum des Wiederaufbaus und des modernen Städtebaus der Nachkriegszeit. Die Dichte des kreativen und innovativen Bauens in der Region hat ihre Gründe. Hier fanden sich neben der Bundeshauptstadt Bonn und der Landeshauptstadt Düsseldorf auch starke Metropolen wie Köln mit einer Phalanx mächtiger Bauherren, wichtiger Architekten und Künstler. Perfekte Rahmenbedingungen für den regionalen Wettbewerb.

Wie steht es mit der Denkmalwürdigkeit der Nachkriegsarchitektur? Die der 1950er-Jahre-Bauten ist in weiten Kreisen anerkannt. Aber der von einer Bürgergesellschaft getragenen Wiederaufbau hörte ja nicht nach 1950 auf und wir setzen uns dafür ein, dass die Bauten der 1960 und 70er Jahre die Chance eines neuen Blicks erhalten. Vor allem, da sie seit ihrem Erscheinen besonderer Kritik im Kontext des modernen Städtebaus ausgesetzt ist. Eine oft emotional geäußerte Kritik, die den Blick auf die Errungenschaften der sogenannten zweiten Nachkriegsmoderne teilweise bis heute trübt. („Schade, dass Beton nicht brennt!“)

Die Initiative Brutalismus im Rheinland hat sich im Sommer 2016 über eine Anregung von Tobias Flessenkemper zusammengefunden. Anke von Heyl, Markus Graf und Eckhard Heck vervollständigten eine kleine Gruppe, die erste Ideen entwickelten. So wurde zum Beispiel mit einer Führung zum Tag des offenen Denkmals auf die Probleme des Erhalts von brutalistischen Bauten und Ensembles in Köln hingewiesen. Aus dem überraschend hohen Zuspruch entwickelte sich die Idee, das Anliegen der Denkmalwürdigkeit brutalistischer Bauten mit ehrenamtlichem Engagement weiter zu unterstützten.

Das sind einige der drängendsten Probleme:

  • Groß- und Ensemblestrukturen insbesondere von Kultur- und Bildungsinstitutionen sind massiven Anpassungsdruck ausgesetzt, wie z.B. die Gebäude der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin oder sehen wie das IWZ in Köln dem Abriss entgegen.
  • Die Zerstörung der Kunsthalle und des Stadtarchivs in Köln, aber auch die Überformung, oft unter Hinweis auf energetische Maßnahmen und den Einbau von neuer Technik, verändert Aussehen und Struktur.
  • Schul- und Universitätsgebäude verlieren ihren Charakter (z.B. das Philosophikum in Köln und der Ruhr-Universität in Bochum).
  • Mehrebige Anlagen, die öffentlichen und Privat- bzw. Handelsräume miteinander verbinden wie z.B. die des Bonner Bahnhofsvorplazes und des Kölner Ebertplatzes leiden unter Vernachlässigung und sind wie die Kölner Domplatte vom Abriss bedroht.
  • Groß- und Gebäudeplastiken oder Brunnenanlagen werden sich selbst überlassen, wo “putzen und benutzen” mit wenigen Mitteln die städtischen Raum wieder aufwerten könnte.

Die besondere Qualität dieser Bauten der Nachkriegsmoderne besteht nicht nur in ihrer raum- sondern vor allem auch in ihrer gesellschaftsprägenden Wirkung. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das Wissen um diese Auswirkungen zu mehren. Dazu gehört besonders, das Verständnis für den Kontext ihres Entstehens zu vermitteln.

Wir setzen uns darüber hinaus für den Erhalt, die denkmalgerechte Restaurierung und eine intelligente Weiternutzung dieser Bauten ein.

An dieser Stelle sprechen wir eine herzliche Einladung an alle Interessierten aus, der Initiative beizutreten! Weitere Informationen zu regelmäßigen Treffen oder Veranstaltungen folgen bald in diesem Blog.